„Unsere Forderungen müssen wir in die Öffentlichkeit tragen“, so fasst es der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau, Bodo Seiler auf der Delegiertenversammlung zusammen.
Die Betriebe & der Industriestandort Deutschland stünden vor herausfordernden Zeiten, wirtschaftlich wie strukturell. Nichtstun und an der Seitenlinie zu stehen, sei allerdings die falsche Strategie, so Seiler. Der 1. Bevollmächtigte stellte den rund 100 Delegierten und Aktiven das 11 Punkteprogramm der IG Metall vor und ging auf die Forderungen in Richtung Politik & Unternehmen ein – machte aber auch deutlich, dass im Rahmen von Mitbestimmung und Tarifautonomie Handlungsbedarf bestehe.
Wichtig sei, die Forderungen in die Öffentlichkeit zu tragen – daher werde es am 29. März 2025 einen großen Aktionstag der IG Metall geben. Nicht weniger wichtig sei jedoch auch, die Forderungen in die Betriebe zu tragen.
Christian Herbon, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau blickte kritisch auf Teile der gesellschaftlichen Entwicklung. „So hat es damals auch angefangen“ – mit diesem Zitat von Margot Friedländer verdeutlichte Herbon aktuelle Entwicklungen in Teilen der Gesellschaft. Der 2. Bevollmächtige machte aber auch deutlich: die IG Metall stehe zu ihren Werten und werde sich auch weiterhin konsequent für diese einsetzen.
Kein Erkenntnisdefizit
Die beiden Bevollmächtigten stellen übereinstimmend fest: es gibt kein Erkenntnisdefizit im Land. Die Herausforderungen seien klar. Es fehle aber in vielen Fällen an der Umsetzung. Viele gute und kluge Vorschläge seien nie mit Nachdruck angegangen worden oder wurden durch Widerstände aller Art ausgebremst.
Ganz anders die Lage bei den neuen Auszubildenden und dual Studierenden: Milena Mess, Gewerkschaftssekretärin mit dem Schwerpunkt Jugend, konnte von sehr erfolgreichen Begrüßungsrunden in den Betrieben berichten. „Es fehlen noch einige wenige Betriebe, aber ich bin mir sicher, dass wir bis Ende des Jahres einen durchschnittlichen Organisationsgrad von 90% erreichen werden“. Mess verdeutlichte aber auch, dass nur mit solch einem Organisationsgrad eine zufriedenstellende Lösung bei der anstehenden Tarifrunde (und der entsprechenden Jugendforderung) erreicht werden könne.
Tarifrunde M+E 2024
Mit Blick auf die laufende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie stellte Bodo Seiler fest: „Wir kennen die Probleme, wir wissen, dass die Situation nicht ganz einfach ist – weder konjunkturell noch strukturell. Aber in den Rezepten, wie wir damit umgehen, liegen wir (insbesondere mit den Arbeitgebern) weit auseinander.
Seiler und Herbon machten deutlich, dass ein Verzicht auf Entgelterhöhungen das falsche Mittel sei. Dadurch würden sich die strukturellen Probleme der Betriebe nicht einfach in Luft auflösen. Positiv bewerteten die beiden Bevollmächtigten, dass die Arbeitgeber bereits in der 2. Tarifverhandlung ein erstes Angebot vorgelegt hatten – auch wenn dieses weder von der Höhe, der Laufzeit, noch vom Zeitpunkt derzeit akzeptabel wäre.
Wichtig sei es nun, in den anstehenden Verhandlungen ein Gesamtpaket für sämtliche Forderungsbestandteile zu erzielen. Klar sei aber auch: mit dem nun vorliegenden Angebot der Arbeitgeber sei eine Chance auf einen schnellen Abschluss verspielt – Warnstreiks seien ab dem 29.10.2024 möglich „und davon werden wir nun auch Gebrauch machen“. Ein Termin stehe bereits jetzt schon fest: „am 31.10.2024 wird es einen Jugendwarnstreiktag geben“, so Herbon weiter.
Abschließend ging Martin Obst, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gaggenau, noch auf die anstehenden Tarifrunden in der Textil- und Bekleidungsindustrie, sowie im KFZ Handwerk an. Auch in diesen beiden Branchen seien bereits Befragungen zur Forderungshöhe angelaufen bzw. geplant.