760 treue Metallerinnen und Metaller

Die IG Metall Gaggenau ehrt in diesem Jahr ihre Jubilarinnen und Jubilare in zwei Festveranstaltungen im Rantastic in Baden-Baden.

Die 1. Bevollmächtigte Claudia Peter dankte den Jubilarinnen und Jubilare aufs herzlichste: „Das ist eine echte Lebensleistung. Und ohne euch würde es uns heute nicht geben.“ Sie zählte die Anzahl der zu Ehrenden für die unterschiedlichen Jubiläen dar:

  • 202 mit 25jähriger Mitgliedschaft
  • 195 für 40jährige Mitgliedschaft
  • 265 für 50jährige Mitgliedschaft
  • 77 für 60jährige Mitgliedschaft
  • 17 für 70jährige Mitgliedschaft
  • und 4 Kollegen für 75jährige Mitgliedschaft.

Alle Namen der Jubilarinnen und Jubilare finden sich übrigens in den Dateien im Anhang.
Einen besonderen Applaus erhielten die vier längsten am Abend angemeldeten Mitglieder: Siegfried Burg, Heinz Hatzenbühler, Karl Kraft und Wilhelm Lübbecke. Sie wurden in einer Zeit Mitglied, als im Nachgang des Zweiten Weltkrieges immer noch zu wenig Wohnraum und teilweise Engpässe bei den Lebensmitteln, bzw. sehr teure Lebensmittel das Leben beherrschte. Ihr Engagement war um einiges schwieriger als heute.

Claudia Peter und Bodo Seiler nahmen die Jubilar*innen und ihre Partner*innen mit auf eine Zeitreise durch die Beitrittsjahre der Jubilare und Jubilarinnen. Die Zeitreise begann 1948 mit Währungsreform und Lebensmittelmarken. Eine Zeit des Mangels und des Tauschhandels. Während bereits im Benz 3.000 Beschäftigte in Lohn und Brot sind, ist Diana in Rastatt noch demontiert.

1953 – das Jahr des Beitritts der 70er Jubilare bedeutete ein Stück Verbesserung der Situation. Trotzdem hatten die Familien Glück, die Garten oder einen Hasenstall hatten. Lebensmittel waren immer noch teuer. Für ein Brot musste ein Facharbeiter einen halben Stundenlohn hinlegen. Frauenlöhne waren rund 1/4 geringer als die der Männer.

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In der Zeitreise ins Jahr 1963 konnte vom Wirtschaftswunder berichtet werden. Davon profitierte auch die Region: neue Werkshallen wurden bei Schaub-Lorenz, bei den Leitz-Werken, bei Stierlen und bei Diana gebaut. Beschäftigte wurden gebraucht und die es herrschte Vollbeschäftigung. Es war jedoch auch das Jahr, in dem ein heftiger Arbeitskampf dazu führte, dass es Gaggenau in die BILD-Zeitung schaffte. Der Streik beim Benz führte zu massiven Einnahmeausfällen bei der Stadt Gaggenau.

Auf der Station 1973 sahen die zu Ehrenden leere Autobahnen an Sonntagen durch die Ölkrise. Die Wirtschaftskrise führte zu Arbeitsplatzabbau und Betriebsschließungen, darunter Stolzenberg in Baden-Oos und Reishauer in Rastatt. Tarifpolitisch war es ein einschneidendes Jahr: der besondere Kündigungsschutz und die Verdienstsicherung für ältere Beschäftigten konnten erreicht werden.

Der Kalte Krieg und Sozialabbau – sowie der Widerstand gegen beides – prägten die 80er Jahre. Im Überblick über das Jahr 1983 wurde wieder über eine Wirtschaftskrise berichtet. Die IG Metall trug ihren Teil dazu bei, indem die Entscheidung für die Verkürzung der Wochenarbeitszeit fiel: die 35-Stunden-Woche.

1998 ist die vorletzte Station der Zeitreise vor der Gegenwart. Politisch war es ein Jahr der Hoffnung auf eine sozialere Regierungspolitik durch die neue rot-grüne Bundesregierung. In der Region stabilisierte sich die Arbeitsmarktlage erheblich, denn das PKW-Werk in Rastatt baute massiv Beschäftigung auf. Das war nach dem Schock durch den Elchtest im Vorjahr nicht selbstverständlich.

Besondere Lacher, Schmunzeln und Mitsummen von Musik lösten der Blick auf die jeweiligen kulturellen Begebenheiten aus. Egal, ob Schlager, Pop, Fernsehen oder Kino. Von allem und für alle, war etwas dabei.

Zwischenapplaus zollten die Anwesenden dem Appell, Diplomatie statt Waffen in den Mittelpunkt der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine sprechen zu lassen. Denn zum Schluss der Zeitreise gingen Claudia Peter und Bodo Seiler auf die aktuelle Lage der Politik und der Wirtschaft ein.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehören für die IG Metall zusammen: „Eine Jubilarfeier öffnet den Blick auf das, was wir bewegt haben. Denn wir schreiben weiterhin Geschichte – sind uns jedoch erst im Nachgang darüber bewusst. Deswegen: was wir heute und morgen gewerkschaftlich tun, sind Schritte in der Fortschreibung der Geschichte“, so Peter in ihren abschließenden Worten.