Auch wenn die medial spektakuläre Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im vergangenen Jahr war, ist für die IG Metall das Jahr 2023 ein großes Tarifjahr. Die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Gaggenau Claudia Peter und Bodo Seiler gaben in der Delegiertenversammlung am vergangenen Donnerstag einen Überblick. Aktuell konnten in 3 Betrieben neue Tarifverträge erreicht werden.
Bei der Fa. Pister in Muggensturm wird nun die Arbeitszeit für die Beschäftigten von 39 auf 37,5 Wochenstunden reduziert.
Für die Beschäftigten von König Metall in Gaggenau gibt es 3.000 EUR Inflationsausgleichsprämie, 6 % Entgelterhöhung, eine zusätzliche Sonderzahlung und die Beteiligung der Mitglieder, wenn Flächentarifvertragsergebnisse abgelehnt werden.
Die 13 Beschäftigten der Grammer Deutschland in Rastatt haben nun auch den Schutz durch einen Anerkennungstarifvertrag.
Für die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau Claudia Peter wird an den Beispielen deutlich: „Es kommt nicht auf die Betriebsgröße an, ob wir uns engagieren und Tariferfolge erreichen, sondern auf den gewerkschaftlichen Organisationsgrad und das Engagement der Mitglieder. Und die Beschäftigten haben in den betrieblichen sowie den Branchentarifrunden deutlich gemacht, dass sie für ihre Forderung aktiv sind bis hin zur Arbeitsniederlegung.“
Auf gute Ergebnisse in Flächentarifverträgen freuen sich die Beschäftigten bei Adient (Branche Textil und Bekleidung), Gerstenmaier (Branche Kfz-Handwerk) und – noch ganz frisch – die Leihbeschäftigten. Letztere haben nun im kommenden Jahr einen Anspruch auf eine Inflationsausgleichsprämie in Summe von 2.300 EUR.
Tarifpolitischen Stillstand gibt es nach Auffassung der IG Metall nicht. In der Metall- und Elektroindustrie werden eine tarifliche betriebliche Altersversorgung diskutiert, die aktuellen Eingruppierungsspielregeln überarbeitet und – was die betriebliche Handlungsfähigkeit angeht – bereits jetzt in Richtung Tarifrunde 2024 gearbeitet.
Über hervorragende Mitgliederentwicklungen kann aus einigen Betrieben berichtet werden. Dazu zählen Siemens, König Metall und das „Benz“ in Gaggenau. „Dafür gibt es kein Rezept. Sondern da stecken viele intensive Gespräche mit den Beschäftigen dahinter“ erläutert Bodo Seiler in einer Gesprächsrunde mit Peter Schwab von König Metall, Denis Davidovac vom „Benz“ Gaggenau und Stefan Gieringer von RUF-Betten. Mit ihnen diskutiert Bodo Seiler, wie die Vorgehensweise und Arbeit dazu im jeweiligen Betrieb war.
Diskutiert wurde außerdem noch über die aktuellen und anstehenden Vorbereitungen zu den sogenannten „Organisationswahlen“ der IG Metall. „Alle 4 Jahre werden alle Wahlämter in der IG Metall neu besetzt. Der Start bei uns ist bei den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten“ eröffnet Claudia Peter das Themenfeld. Der Gewerkschaftstag (der eine ganze Woche geht) im Oktober wird die politischen und organisatorischen Leitlinien für die kommenden 4 Jahre setzten. In den ersten Monaten des Jahres 2024 werden dann die örtlichen Wahlämter zur Wahl gestellt. Dazu zählen u.a. die Bevollmächtigten, der Ortsvorstand und die Tarifkommissionsmitglieder der einzelnen Branchen.